Irgendwann in diesen Wochen ist es mir bewusst geworden, dass ich mich im Herbst 2001 als Trainer selbstständig gemacht habe und dass da ein rundes Jubiläum naht. Vor 2001 hatte ich Berufserfahrung als Consultant bei einer Beratung und als Projektmanager und Trainer bei einem der größeren Weiterbildungsanbieter gesammelt. Mit 31 Jahren kam dann der recht frühe Schritt als freiberuflicher Trainer. 2006 erhielt ich den ersten von vielen weiteren Lehraufträgen an der Universität Mannheim. 2007 schrieb ich mein erstes von insgesamt 5 Büchern und 2009 wagte ich den Schritt zum Redner.
Was für die meisten nach einer eher kleinen Anpassung klingt – vom Trainer zum Redner – bedeutete eine große Veränderung. Die Übergangsjahre sind nicht einfach, wenn man viele alte Trainings-Kunden abgibt, um überhaupt Termine als Redner frei zu haben, die neuen Kunden aber noch nicht vorhanden sind. Die Hauptbuchungszeiten von Trainings und Vorträgen überschneiden sich nämlich. Die Änderung bedeutet für die ersten Jahre niedrigere Erträge bei deutlich höheren Kosten. Auch als Mensch ist man gefordert. Einen ganzen Saal mit 300 Führungskräften mental anzubinden benötigt eine andere Rhetorik und Persönlichkeit als einen Seminarraum mit 15 Teilnehmenden zu begeistern.
Heute wollen viele Trainer auch Redner werden. Sie erträumen sich, mit weniger Aufwand deutlich mehr Geld verdienen zu können. Rückblickend kann ich den jüngeren Kollegen sagen, dass ein Redner nicht weniger, sondern viel, viel mehr arbeiten muss als ein Trainer. Als Redner ist es unerlässlich, durch Bücher, Artikel, Podcasts, Videos und natürlich Bühnenauftritten ein Grundrauschen zu erzeugen, damit man am Markt irgendwann als verlässliche Konstante wahrgenommen wird. Und am Anfang gilt es den Teufelskreislauf zu durchbrechen, dass man auf keine Bühne kommt, weil einen niemand kennt und weil man auf keiner Bühne erscheint, kennt einen auch keiner. Die meisten scheitern daran.
Insgesamt bin ich tief dankbar, dass mich das Leben in den letzten 20 Jahren gut versorgt hat, der spannende Beruf mir viel Interessantes gelernt hat und ich viele schöne Begegnungen mit Kunden*innen und Teilnehmer*innen hatte. Als Ausdruck dieser Dankbarkeit, werde ich Hand in Hand e.V., dessen Gründer und Vorbild an Menschlichkeit, Pfarrer Elmar Jung, in diesen Tagen das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen hat, einen dem Anlass adäquaten Betrag spenden.
Comments are closed.