Als Studierender war High Fidelity (HiFi) mein Hobby. Schon damals hörte ich noch mehr Jazz als klassische Musik. Dieses Hobby habe ich seit Corona wieder aktiviert und damit auch das regelmäßige Besuchen von Live-Konzerten in der Alten Oper in Frankfurt a. M. Dort gibt sich die gesamte Weltelite der klassischen Musik früher oder später die Klinke in die Hand. In nur zwei Jahren hatte ich die Möglichkeit, enorm viele Legenden der Klassik zu erleben. Bei den Orchestern waren es die allseits bekannten Wiener Philharmoniker, die Berliner Philharmoniker und das London Symphony Orchestra (LSO).
Bei den Dirigenten konnte ich es kaum fassen, gleich drei große Legenden noch erleben zu dürfen, die teilweise seit über einem halben Jahrhundert konzertieren, nämlich den 95-jährigen Herbert Blomstedt, den 82-jährigen Riccardo Muti und den 80-jährigen John Elliot Gardiner. Der Beruf des Dirigenten scheint jung zu halten. Das Konzert von Herbert Blomstedt (ihn sah ich allerdings in der Kölner Philharmonie) war mein intensivstes Konzerterlebnis überhaupt, nicht nur, weil ich in der ersten Reihe direkt vor ihm saß, sondern weil mich die Musik und der Klangkörper tatsächlich völlig einnahm. Er ist ein wahrer Meister und trotz seiner enormen Erfolge ein bescheidener Mensch geblieben. Sehr beeindruckt hat mich übrigens das Dirigat der noch jungen (41) und sehr sympathisch wirkenden Dirigentin Karina Canellakis. Von ihr wird man hoffentlich noch hören. Es braucht mehr Dirigentinnen auf dieser Welt.
Am Klavier waren Andras Schiff, Daniil Trifonov und Vikingur Olafsson meine wunderbaren Jahres-Highlights. An der Violine beeindruckte mich sehr Anne-Sophie Mutter und Hilary Hahn (beide großartig) sowie am Chello Jean-Guihen Queyras. Einige haben mich auch als Persönlichkeiten eingenommen, weil sie sehr lebendig und natürlich wirken. Es ist eine große Freude bei Frankfurt zu wohnen und diese Virtuosen erleben zu dürfen. Natürlich geht es nicht darum, nur die großen „Namen“ zu sehen, aber der weltweite Ruf dieser Musiker hat seinen Grund und sie erleben zu dürfen ist ein Privileg.
Manchmal frage ich mich, wie es mit der klassischen Musik wohl weitergeht, denn ich gehöre mit über 50 noch zu den deutlich jüngeren Besuchern der Veranstaltungen. Sehr viele Besucher scheinen mir Rentner zu sein. Fast alle sind weißhaarig. Wer wird diese Musik noch in 10 Jahren hören? Tatsächlich macht der Anteil der verkauften physischen Tonträger und Downloads im Bereich klassische Musik in Deutschland schon heute nur 2 % des Musikmarktes aus. Ein Wunder fast, dass trotzdem dauernd neue Aufnahmen erscheinen.
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